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Sieglinde Gros  entwickelt Grundtypen als Gruppen- und Einzelfiguren, die sie sehr tiefgründig variiert. Alle Figuren bevölkern nach und nach einen Raum mit einem fein gesponnenen Netz von Imagination. Holz ist das Arbeitsmaterial von Sieglinde Gros. Die Bearbeitung mit Kettensäge und Stemmeisen bleibt in ihren Werken deutlich erkennbar und ist damit Teil des Kunstwerkes. Elegant und archaisch wachsen die Figuren aus dem massiven Holz.

Folgt man den abstrakten Spuren, die die verwendeten Werkzeuge hinterlassen, erschließt sich nur sehr langsam die Figur. Es hat etwas sehr Kontemplatives und Geheimnisvolles. Ein langer Reifeprozess wird spürbar, der sich auf unsere Wahrnehmung überträgt. Sie gibt ihren Figuren bewusst einen indifferenten Ausdruck, damit dem Gegenüber Deutungsmöglichkeiten bleiben. Man vermeint, je nach Lichteinfall, Gefühlsregungen bei den Figuren auszumachen. Wechselt man jedoch den Standort, so ist das eben noch sicher Erkannte wieder verschwunden und man beginnt zu zweifeln.

Häufig werden in ihren Arbeiten Gesicht und Kopf, Hände und Füße als Ausdrucksträger betont und geben damit etwas von einem Innern preis. Mit ihnen ist etwas abzulesen, was unsere Fragen nach uns selbst aufzeigt und die Antworten darauf in der Form eines individuellen Handelns gibt. Es ist schwer, das Innere und das Äußere gleichzeitig darzustellen, aber dies gelingt Sieglinde Gros.

Die Künstlerin zeigt in ihrem gesamten Werk genau jenen Moment, wo der Mensch sich seines umfassenden humanistischem Potentials gewahr wird. Mit einem Strecken und Über-sich-Hinauswachsen baut sie ihre Gruppen- und Einzelfiguren so auf, dass diese von einer Sprach- und Ausdrucksvielfältigkeit sind, die von unseren Fähigkeiten zu Mitmenschlichkeit oder Mitgefühl erzählen können. Es gelingt ihr eindrucksvoll,dies als wirkmächtigen Faktor in unserem seelischen Erleben aufzuzeigen, dass es einem den Atem nehmen kann!

Regina Caspers, Berlin, 2016

 

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